Ness of Brodgar - Hochkultur in der Jungsteinzeit

Die Ausgrabungsstätte Ness of Brodgar  hatten wir in unserem Tagesablauf zunächst zwischen die Standing Stones of Stennes und den Ring of Brodgar eingeschoben und wollten anschließend noch zu Skara Brae. Als wir dann aber auf dem Gelände waren und staunend den Aktivitäten zuschauten, beschlossen wir, am nächsten Tag erneut zu hierher zu kommen und eine Führung mitzumachen.
Es hat sich gelohnt. Die Ausgrabungsstätte ist nämlich aktiv. Seit 2007 wird hier jeden Sommer zwei Monate lang gebuddelt. Wir konnten nicht nur die teilweise freigelegte Anlage besichtigen, sondern bekamen auch Einblicke in die Ausgrabungstätigkeit als solche. Ganz schön aufregend! Vor allem, wenn plötzlich an einer Stelle Hektik herrscht, weil es eine Fund gegeben hat. Während wir da waren, wurde ein bearbeiteter Walknochen gefunden. Offenbar etwas Außergewöhnliches.

Hier einfach ein paar Eindrücke vom Gelände:







Aber die jungsteinzeitliche Anlage selbst ist auch eine Besonderheit, aus der sich die Archäologen viele neuen Erkenntnisse versprechen. Die extrem dicken Mauern, die die Anlage umschließen, können nicht nur ein normaler Schutzwall gewesen sein. Die Gebäude haben definitiv nicht als Wohnung gedient. Sie sind zu groß und pompös. Es wird vermutet, dass es sich hier um eine gigantische Tempelanlage handelt, erbaut noch lange vor den ägyptischen Pyramiden.Das Gelände außerhalb der derzeitigen Ausgrabungsfläche wurde gescannt und es zeigte sich, dass jetzt erst etwa 10 Prozent der Gesamtfläche freigelegt ist.
Man weiß nichts über die jungsteinzeitliche Kultur und den Glauben der Menschen damals. Sie müssen jedoch einen starken Bezug zu ihren Vorfahren gehabt habe. Das Land scheint gewissermaßen in Land der Lebenden und Land der Toten aufgeteilt zu sein. Es gibt eine Theorie, dass es eine Art Prozession von den Standing Stones of Stennes (Land der Lebenden) durch die Tempelanlage zum Ring of Brodgar (Land der Toten) gegeben haben könnte. Was die Leute vor 5000 Jahren innerhalb der Tempelanlage gemacht haben, welche Rituale sie dort vielleicht ausgeübt haben, das ist noch ein ungelüftetes Geheimnis.
Bei meinen Recherchen bin ich über einen sehr interessanten Film Prehistoric Orkney gestoßen. Leider ist die Qualität nicht  gerade gut, aber der Inhalt ist spannend.

Die kostenlose(!) Führung war hochinteressant.





Ausgrabungen sind teuer. Zum Teil müssen sie über Spenden finanziert werden. Hier gab es die Möglichkeit, die Bearbeitung eines Quadrates für 10 Pfund zu unterstützen. Man durfte sich dann auf dem Plan ein freies Feld aussuchen und es mit einem Pin markieren. Die Koordinaten des Feldes und und unsere email Adresse haben wir hinterlegt und bekommen eine Nachricht, wenn in "unserem" Feld etwas gefunden wird.



Wer Interesse hat kann auf der Ness of Brodgar Excavation Homepage noch mehr dazu nachlesen. Es gibt dort allgemeine Informationen und während der Ausgrabungsmonate einen täglichen Ausgrabungsbericht. 
Jetzt ist wieder Ende der Saison und das freigelegte Gelände wird wieder zum Schutz mit schwarzer Folie und Hunderten von Autoreifen abgedeckt.

Zugegeben, ich habe mich vorher nie mit dieser Thematik beschäftigt. Für mich waren Steinzeitmenschen irgendwas, naja -etwas weiter als der Neandertaler. Dass sie aber schon so weit entwickelte bauliche Fertigkeiten hatten und durchaus eine richtige Kultur pflegten, war mir neu und hat mich sehr fasziniert.



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