Gedanken zu Corona und wie meine Kunstjournale mir helfen

Eigentlich bin ich ja ganz genügsam, aber wehe ich darf etwas nicht! Zum Beispiel bin ich kein großer Esser. Meistens nehme ich meine erste Mahlzeit erst nachmittags ein. Gefrühstückt habe ich noch nie gerne. Und wenn ich dann mit irgendetwas beschäftigt bin, unterbreche ich nicht gerne, bis ich wirklich Hunger habe. Aber wenn ich aus irgend einem Grund nicht essen darf, kreisen sich nach kurzer Zeit alle meine Gedanken nur noch ums Essen und ich würde alles für eine Scheibe trockenes Brot geben. Ähnlich geht es mir mit dem Rausgehen. Ich gehöre eher zum Typ Stubenhocker, fühle mich wohl, wenn ich zuhause rumwursteln kann. Wenn mir dann doch mal die Decke auf den Kopf fällt, weiß ich, ich kann ja etwas unternehmen und tue das dann auch. Nicht so jetzt! Jetzt fühlt sich zuhause sein ganz anders an.

Ich will nicht meckern, wohne ich doch ländlich in Haus mit Garten. Bei schönem Wetter sieht man die Nachbarn in ihren Gärten werkeln - eigentlich scheint hier alles wie sonst auch. Ich gehe täglich mit meinem Hund und fahre einmal alle 8-10 Tage zum Supermarkt - wie sonst auch.  Ok, im Supermarkt lässt sich die Corona Krise nicht ignorieren. Abgesehen von den ganzen Verhaltensregeln, die ich im Blick behalten muss, kann ich jetzt nicht mehr streng nach Einkaufszettel einkaufen. Immer wieder sind - nicht nur bei Klopapier und Nudeln - ganze Regale leer gefegt. Während des Einkaufs muss ich immer wieder umdisponieren und das kaufen, was gerade da ist.  Ich halte es auch für sinnlos, alle Supermärkte in der Umgebung abzuklappern, bis ich alles habe, was ich ursprünglich wollte. Also besser flexibel sein.

Wenn mich ein Arztbesuch in die Stadt führt, empfinde ich die leeren Gassen, geschlossenen Geschäfte, Restaurants und Cafes irgendwie unheimlich und deprimierend. Als angenehme Abwechslung empfinde ich so einen Stadtbesuch auf jeden Fall nicht. Dann doch lieber zuhause bleiben.

Daheim kann ich Corona eigentlich ignorieren, solange ich mich nicht aktiv via Fernseher oder Internet damit beschäftige. Fast könnte ich Corona hier vergessen, wenn da nicht doch das Bewusstsein wäre, dass ich nicht mal ans Telefon und ein paar Freundinnen zum Kaffee einladen kann. Auch mal durch die Stadt bummeln und dort in einem Straßencafe verweilen ist nicht möglich. Die Frage, was machen wir am Wochenende, stellt sich heute gar nicht. Geht zur Zeit nicht und wird noch lange Zeit nicht gehen. Ich darf nicht! Und schon Kreisen meine Gedanken um die vielen Dinge, die sich jetzt im Frühjahr anbieten und die uns verwehrt sind. Auf unbestimmte Zeit. Gerade das ist es, was uns so zu schaffen macht: nicht zu wissen, wie es weiter geht. Und wie es DANACH sein wird. Für einige wird es kein Danach mehr geben. Damit meine ich nicht nur die direkten COVID-19 Opfer, sondern auch die alten Menschen, die jetzt vielleicht an ihrem letzten Geburtstag in Isolation gepresst werden, die vielleicht ihren letzten Lebenswillen verlieren, wenn sie so einsam ihre Zeit verbringen müssen. Düstere Gedanken schwirren durch meinen Kopf.  Auf Dauer ertrage ich es nicht.

Gut wenn man da ein Ventil hat, mit dem man auf andere Gedanken kommt und auch mal wieder die Seele baumeln lassen kann. Bei mir ist es die Malerei. Wenn ich mich in mein Arbeitszimmer zurückziehe und und zu Pinsel und Farben greife, mich in meine Journale vertiefe, kann ich meistens ziemlich schnell abschalten. Auf jeden Fall habe ich den Kopf danach wieder einigermaßen frei.

Meine Stimmungen Spiegeln sich auf verschieden Arten in meine Journalseiten wider. Mal ist es das Bedürfnis nach sehr bunten Farben. Mal sind es die Motive,  zu denen ich geleitet werde.









Ich wünsche allen, dass sie diese Zeiten gut überstehen und auch irgendeine Beschäftigung haben, bei der sie wieder zur Ruhe kommen  und ihre innere Mitte finden können.








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