Art Journaling gegen Wintergrau

Ich habe mich schon lange hier nicht mehr gemeldet und will heute mal wieder aus der Versenkung auftauchen. Versenkung im wahrsten Sinne des Wortes, denn ich halte mich gerade so oft es geht, in meinem Werkraum auf und der ist nun mal im Keller. Da versinke ich dann zwischen Farben, Kleister und Malgründen in meiner eigenen Welt. Da höre ich kein Klingeln an der Haustür und kein Telefon. Wenn das Wetter draußen schlechte Stimmung verbreitet, kann ich den Rollladen runter lassen - die künstliche Beleuchtung ist hell genug zum Arbeiten.
Die Wintermonate, die ich eigentlich nicht so mag, kommen mir in diesem Zusammenhang ganz gelegen. Mich zieht es nicht so raus, ich will auch nicht andauernd etwas unternehmen. Es locken mich keine Ausflüge und Wintersport reizt mich schon gar nicht. Mein Bedarf an frischer Luft ist durch die täglichen Runden, die ich mit den Hunden drehe, gerade so abgedeckt. Immerhin kriege ich da  jedes Wetter mit!
Im Sommer sieht es schon anders aus. Wenn da das Wetter mal schön ist, will man eben nicht in der Bude rumsitzen... Und der Garten ruft dann auch ganz laut nach seiner Pflege. Da bin ich immer hin und her gerissen und habe deutlich weniger Zeit für meine Malerei. Aber jetzt ist  noch Winter und ich nutze jede Gelegenheit, um abzutauchen. Daher war ich auch in den letzten Wochen nirgends unterwegs und es gab nichts zu erzählen.
Wenn ich jeden Tag - außerhalb der Alltagspflichten -so vor mich hin male, habe ich nicht das Gefühl, dass es etwas ist, worüber ich schreiben könnte. Wenn ich in einer ruhigen Minute darüber nachdenke, fällt mir doch einiges dazu ein.
Wenn ich auf Leinwand male, setze ich mich vermutlich selbst unter Druck. Ich möchte ein "schönes" Bild malen. Mindestens das grobe Konzept dazu muss ich im Kopf haben. Setze ich mich vor eine leere Leinwand und habe keine Idee, was ich malen möchte, hält mich das oft ganz vom Malen ab.
Daher ist es für mich ein Segen, dass ich auf Art Journaling gestoßen bin. Denn eigentlich will ich ja malen. Es macht mir Spaß, tut mir gut und ich verlasse meine Malerei immer zufrieden und tiefenentspannt.
Was ist  nun Art Journaling?
Es ist ähnlich wie Tagebuch schreiben. Nur eben gemalt. Stil und Mittel sind ganz frei und sehr unterschiedlich. Manche Art Journals haben den Charakter eines Kalenders, mit einzelnen Wochentagen, zu denen es jeweils ein paar Stichworte und Bildchen gibt. Teils mit Kugelschreiber, teils mit Farb- oder Filzstiften. Andere Art Journals werden in Notiz- oder Skizzenbüchern, Heften oder alten Büchern angelegt. Manche fertigen auch einzelne Blätter an und binden sie im Anschluss zu Büchern. So vielseitig, wie die Art des Journals sind auch die Stile. Es gibt keine Vorgaben, jeder macht sein Ding. Es ist spannend, was dabei herauskommt. Schaut mal mit dem Suchbegriff "Art Journaling" auf Pinterest vorbei. Da bekommt ihr einen guten Eindruck.
Meine ersten Journal Seiten waren noch etwas unbeholfen und verkrampf. Ich setzte wieder an zu fragen: " was male ich denn heute". Doch ich wurde schnell lockerer und entwickelte eine ganz andere Herangehensweise. Ich suche mir ein Journal aus (zur Zeit ist ein altes Buch bei mir der Favorit) und fange dann einfach mal an, mir Farben auszusuchen, nach denen mir gerade ist und eine
Seite dementsprechend zu grundieren. Dann klecksel ich weiter und ergänze die Seiten mit - je nach Lust und Laune - Gemaltem, Gestempeltem, Bedrucken oder Collagematerial. Manchmal wird es ein Bild und manchmal einfach ein buntes Etwas. Die so entstandenen Seiten spiegeln zwar keine Tagesereignisse wider, jedoch meine jeweilige Stimmung.

Bei dem grauen, kalten Wetter hatte ich hier das Bedürfnis nach Farben.
Collage







Die Bilder oben sind alle in ein altes Buch gemalt.



Die Bilder unten sind in Skizzenbüchern Din A4.






Ganz schön bunt irgendwie - für mich eine gute Therapie gegen  triste, graue Winterstimmung.

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